Darmstadt/Berlin, Mai 2025 – Das prostep ivip Symposium fand in diesem Jahr erstmals seit langer Zeit wieder im bcc Berlin Congress Center stattfand. Mit 650 Teilnehmer*innen war die zweitägige Veranstaltung in Anbetracht der in vielen Unternehmen verhängten Reisebeschränkungen sehr gut besucht. Immerhin 90 von ihnen kamen aus dem Ausland, vor allem aus Japan, Südkorea und den USA. Die Anwesenheit vieler jüngerer Leute zeigt, dass dem traditionellen „Familientreffen“ der PLM-Branche der Nachwuchs nicht ausgeht.
„Revolutionizing Industries With Digital Twins and AI”, lautete das Motto des diesjährigen Symposiums, mit dem der prostep ivip Verein zugleich seinen Willen zur strategischen Neuausrichtung unterstrich. „Wir müssen uns verändern, wenn wir unsere Rolle, den Vereinsmitgliedern bei der digitalen Transformation zu dienen, weiterhin spielen wollen“, betonte Vorstandssprecher Henrik Weimer beim Strategie-Update zum Auftakt der Veranstaltung. Wie weit der Verein die thematische Neuausrichtung inzwischen vorangetrieben hat, zeigte die diesjährige Agenda mit ihren vier Keynotes, über 60 parallelen Vorträgen und zahlreichen Workshops: Themen wie Software Defined Vehicle bzw. Software im Produkt, Virtuelle Homologation, Digital Twin und vor allem die Künstliche Intelligenz (KI) haben inzwischen eine fast stärkere Präsenz als die klassischen PLM- und Standardisierungsthemen, mit denen der Verein großgeworden ist.
Premium-Sponsoren des diesjährigen Symposiums waren Automobilhersteller Volkswagen und PLM-Hersteller Dassault Systèmes. In seiner gemeinsamen Keynote mit Antje von Specht, Leitung Virtuelles Fahrzeug, erläuterte Thomas Kamla, CTO ID.1, Cooperation Projects, MQB Classic, Digitalization bei VW, wie sich der Konzern für die Zukunft wappnet. Die Wolfsburger haben den Abschied vom Weltauto eingeleitet und wollen stattdessen mehr regionale Fahrzeuge entwickeln. Und sie wollen das mit Hilfe der PLM-Plattform 3DEXPERIENCE (3DX) von Dassault Systèmes und mit mehr Simulation und virtuellen Tests deutlich schnellen und kostengünstiger tun. „Ziel ist es, den Produktentstehungsprozess um bis zu sechs Monate zu verkürzen und die Kosten um bis zu 200 Millionen Euro zu reduzieren“, sagte Kamla.
„Die virtuellen Welten werden die reale Welt verbessern“, versprach Sabine Scheunert, Managing Director Eurocentral bei Dassault Systèmes in ihrer Keynote. Insbesondere die KI, die Dassault fest in die 3DX-Plattform integriert hat, soll dabei zum Game-Changer werden und helfen, die europäischen Hersteller wieder in die Pole-Position zu bringen. Um den virtuellen Zwilling mit KI powern zu können, müssten allerdings die Datensilos zwischen Entwicklung und Produktion eingerissen werden.
Scheunert unterstrich in ihrer Keynote auch die Bedeutung der digitalen Souveränität für Europa. Welche Rolle vertrauenswürdige Daten-Ökosysteme für die datenbasierte Wertschöpfung spielt, erläuterte Dr. Reinhold Achatz, Vorstandsvorsitzender der International Data Spaces Association (IDSA) den Teilnehmer*innen zum Abschluss des ersten Veranstaltungstages. Die föderierte Datenspeicherung in Data Spaces ermögliche es Daten nur für bestimmte Zwecke zu teilen.
Die begleitende Ausstellung im bcc, die sich über zwei Etagen verteilte, war mit 36 Software-Anbietern und Dienstleistern vollständig ausgebucht. Guided Tours zu den brennenden Themen der Veranstaltung sorgten dafür, dass kein Aussteller übersehen wurde und dass an den Ständen reger Andrang herrschte. Die Führungen stießen bei Besucher*innen und Ausstellern gleichermaßen auf positive Resonanz.
Auch in diesem Jahr hatte der Verein wieder einen Start-up Pitch Award ausgelobt, um den sich vier junge Unternehmen bewarben. Nur 180 Sekunden hatten die Bewerber Zeit, um dem Publikum ihre Geschäftsidee schmackhaft zu machen. Der mit 2.500 Euro dotierte Preis ging in diesem Jahr an Dr. Michael Pfenning von der Elevanting Patterns GmbH. Das junge Unternehmen entwickelt eine föderative Backbone-Lösung für den Digital Thread, die auf einer Graph-Datenbank basiert und in der Cloud eingesetzt werden kann.
Zum Auftakt der entspannten Abendveranstaltung mit Blick auf den Berliner Alexanderplatz vergab der prostep ivip Verein wieder die Scientific Awards an den wissenschaftlichen Nachwuchs. Den mit 1.000 Euro dotierten Preis für die beste Masterarbeit erhielt Paul Göcker für die Entwicklung eines automatischen Berechnungs- und Auswertungsfahren zur Festigkeitsberechnung. Der mit 4.000 Euro dotierte Preis für die beste Doktorarbeit ging an Dr.-Ing. Constantin Mandel. Mandel hat bei Prof. Albert Albers am Karlsruher Institut für Technologie eine MBSE-basierten Methodik zur kontinuierlichen Validierung der Produktentwicklung entwickelt. Im Anschluss an die Preisverleihung ernannte der Verein den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Armin Hoffacker zum Ehrenmitglied. Hoffacker habe sich insbesondere um die Vertiefung der Beziehungen des Vereins zum VDA verdient gemacht, so Vorstandssprecher Dr. Henrik Weimer (AIRBUS).
Jetzt schon vormerken: Das nächste prostep ivip Symposium findet am 14. Und 15. April 2026 im Kap Europa, dem Kongresshaus der Messe Frankfurt statt – mit CONTACT Software als einem der beiden Premium-Sponsoren. Patrick Müller, Chief Customer Officer bei CONTACT, und Chief Product Officer Frank Patz-Brockmann gaben in ihrer gemeinsamen Abschluss-Keynote einen Vorgeschmack darauf, wie sich die sieben Plagen der Industrie mit Hilfe der digitalen Transformation bekämpfen lassen. Allerdings dürften die Unternehmen die notwendigen strukturellen Veränderungen dabei nicht mit digitaler Kosmetik verwechseln.