JT (Jupiter Tesselation) entwickelt sich insbesondere in der Automobilindustrie zu einem allgemein akzeptierten Neutralformat für die Bereitstellung von 3D-Modelldaten in den Downstream-Prozessen und für den Austausch dieser Daten mit Systemlieferanten. Das JT Workflow Forum (JT WF), ein Gemeinschaftsprojekt des prostep ivip Vereins mit dem VDA, unterstützt die Weiterentwicklung und Industrialisierung des Formats durch die Definition von branchenweit abgestimmten Anwendungsfällen. Außerdem treibt es die Standardisierung und Normierung von JT als DIN/ISO-Standard voran.
Die im JT Implementor Forum (JT-IF) vertretenen Vendoren bilden die vom JT-WF definierten und priorisierten Anwendungsfällen in ihrer Software ab. Zu ihren Aufgaben gehört die Entwicklung von CAx-JT-Schnittstellen basierend auf der aktuellen DIN SPEC 9138:2021 und STEP AP242 XML, die Umsetzung neuer Funktionen basierend auf den Anwenderanforderungen und die Vereinbarung gemeinsamer Implementierungsansätze. Ziel ist es, das Nutzervertrauen in JT durch die Bereitstellung interoperabler Software zu stärken.
JT-WF und IF bereiten derzeit einen neuen Benchmark vor, um die aktuellen JT-Schnittstellen bezüglich der Abbildung von Geometrie, produkt- und herstellungsrelevanten Informationen (PMI) sowie Validierungseigenschaften neutral zu vergleichen und zu bewerten. Zudem soll das Zusammenspiel von STEP AP242 XML mit JT für die Übertragung von Baugruppen- und Kinematik-Informationen untersucht werden. Der letzte Benchmark fand 2018 statt. Seitdem sind neue Versionen des Standards und der getesteten Software erschienen. Außerdem wurden die betrachteten Anwendungsfälle grundlegend überarbeitet.
Einer der Meilensteine des abgelaufenen Jahres war die Vorstellung der prostep ivip-Empfehlung PSI-14-2:2022, die eine erweiterte Übersicht der industriellen Anwendungsfälle enthält. Zusammen mit der Veröffentlichung der DIN SPEC sind damit wichtige Weichen für die ISO-Normierung der Version 10.x des JT-Standards gestellt. Die für JT zuständige ISO-Arbeitsgruppe hat den internationalen Abstimmungsprozess über die Aufnahme der 3rd Edition der ISO 14306 in das ISO-Arbeitsprogramm gestartet. Bei positivem Ergebnis kann im laufenden Jahr die eigentliche Arbeit am Standard beginnen. Die Veröffentlichung als Internationaler Standard ist für Frühjahr 2024 geplant.
Schwerpunkte der Projektarbeit waren die Industrialisierung von JT-basierten Anwendungsfällen bei der Hersteller-Zulieferer-Zusammenarbeit. Dazu gehören z.B. die MultiCAD Collaboration, der Austausch von semantischen PMIs und Kinematik sowie der Austausch von Metadaten mit STEP AP242 XML. Die Unterstützung der 3. Edition von AP242 XML wurde in zwei Testrunden im JT-IF erfolgreich erprobt.
Die Tests zeigten u.a. spürbare Fortschritte bei der Übertragung von semantischen PMI, die in der aktuellen Version der Implementierungsrichtlinie dokumentiert sind. Auch beim Austausch von Kinematik-Daten mittels AP242 XML konnten erste Erfolge erzielt werden. Mithilfe des vom JT WF bereitgestellten Testmodells wurde ein voll funktionsfähiger Mechanismus zwischen zwei verschiedenen Systemen übertragen. Daraufhin veröffentlichte das JT-IF gemeinsam mit dem CAx IF eine aktualisierte Version der Recommended Practices für AP242 XML Produkt- & Baugruppenstruktur sowie für Kinematik.
In der zweiten Jahreshälfte 2022 liefen die Vorbereitung für den nächsten Benchmark, der im laufenden Jahr abgeschlossen werden soll. Basierend auf den im JT WF definierten Testkriterien erarbeitete das BM-Team die Testfälle, legte die Reihenfolge der Tests fest und ordnete die Testkriterien den Testmodellen zu. Außerdem installierten die teilnehmenden Vendoren alle Autorensysteme, Viewing- und Prüfwerkzeuge sowie die JT-Translatoren. Mit den vereinbarten Einstellungen und Testmodellen wurde in enger Abstimmung mit den Softwareherstellern ein Testlauf für den Benchmark durchgeführt.
Die Ergebnisse der Projektarbeit wurden sowohl auf dem prostep ivip Symposiums als auch auf dem JT Day Ende letzten Jahres vorgestellt und im Journal des Vereins publiziert.
Das Jahr 2022 war reich an Herausforderungen. Aufgrund der Pandemie mussten wir den JT Day ein weiteres Mal verschieben. Präsenz-Meetings wurden auch nach der Corona-Pause nicht mehr so gut angenommen, es sei denn sie fanden in Kombination mit einer Veranstaltung wie dem JT Day statt. Die Aktualisierung der ISO 14306 für die JT-Version 10.x bleibt politisch und organisatorisch ein herausforderndes Vorhaben, und die Neudefinition der semantischen PMI ist in technischer Hinsicht eine anspruchsvolle Aufgabe.
Eine Herausforderung im Zusammenhang mit der Erstellung des Projektplans für den Benchmark war die Kalkulation der Kosten, die von der Teilnehmerzahl abhängt. Wir haben es geschafft, dafür ein überzeugendes Konzept zu entwickeln und den Mehrwert des Benchmarks aufgezeigt, so dass ein breites Teilnehmerfeld zustande kam.
Der Benchmark, der Mitte des Jahres enden wird, setzt einen natürlichen Schlusspunkt unter die bislang im JT IF behandelten Themen. Das bedeutet, dass die Projektgruppe neue Themenschwerpunkte setzen kann. Dazu gehören z.B. die Übertragung von PMI in Baugruppen mittels AP242 XML mit Referenzen auf JT-Geometrieelemente sowie die Einbettung von Materialdaten in JT. Das JT WF wird dazu die erforderlichen Anwendungsfälle spezifizieren.
„Dank der guten Zusammenarbeit mit den themenspezifischen Arbeitsgruppen des JT WF, von denen die Kinematik- und die Semantic PMI-Gruppen besonders aktiv waren, haben wir interessante neue Themen für JT-basierte End-to-End-Prozesse identifizieret. Das Gleiche gilt für die projektübergreifende Zusammenarbeit zwischen JT IF und CAx IF. Sie war im vergangenen Jahr so intensiv wie nie zuvor, was die beim Thema Kinematik erzielten Erfolge überhaupt erst möglich gemacht hat.“
„Wir haben letztes Jahr neue Mitglieder gewonnen und werden auch im laufenden Jahr sowohl im Workflow als auch im Implementor Forum Zulauf haben. Das ist sehr erfreulich und eine Bestätigung unserer Arbeit. Beim Joint Meeting und beim JT Day wurde deutlich, wie wichtig der Austausch über JT, STEP AP242 und Digitalisierungsthemen für die Unternehmen ist. Deshalb würden wir uns wünschen, dass sich auch einer der großen CAD-Hersteller wie Dassault Systèmes oder PTC für die Zusammenarbeit öffnet.“