In den Projektgruppen des prostep ivip Vereins und vom VDA werden heute unterschiedliche Datenaustauschformate zur Unterstützung des Produktentwicklungsprozesses entwickelt und gepflegt. Diese Datenformate unterstützen zwar dezidierte Anwendungsfälle des domänenspezifischen Datenaustausch, bieten aber nur unzureichende Unterstützung für den Austausch von Verknüpfungen zwischen den in den verschiedenen Datenaustauschformaten vorliegenden Artefakten. Das erschwert die Zusammenarbeit über Domänengrenzen hinweg.
Als Antwort auf diese Herausforderung entwickelt die Projektgruppe „Digital Data Package“ (DDP) ein vernetztes Datenaustauschpaket für die Unterstützung der modellbasierten und kollaborativen Entwicklung von Produkten / Systemen. Ziel ist der unternehmens- und domänenübergreifende Austausch von vernetzten Produktdaten unter Berücksichtigung eines durchgängigen Konfigurationsmanagements. Das DDP soll Unternehmen in die Lage versetzen, auf der Grundlage verknüpfter Datenaustauschstandards einen digitalen Thread zu erstellen und so die technischen Daten eines digitalen Zwillings zu strukturieren und auszutauschen.
Im letzten Jahr entwickelte die Projektgruppe erste Prototypen für die Erzeugung und Bearbeitung von DDPs, um ihre Arbeitsergebnisse an konkreten Beispielen aus der Praxis der Produktentwicklung zu erproben. Sie erweiterte das Datenmodell um Erkenntnisse und Erfahrungen, die unter anderem bei der Implementierung des DDP in Demonstratoren gewonnen wurden. Das Datenmodell enthält jetzt zusätzliche Attribute, die z.B. für die Bewertung von Angeboten im HIS-Prozess erforderlich sind. Ende des Jahres soll eine erste Empfehlung des Vereins veröffentlicht werden.
Im Unterschied zu anderen Vereinsprojekten gibt es für das DDP nur eine Projektgruppe, in der Anwender-Unternehmen und Vendoren agil zusammenarbeiten. Das erfordert auf beiden Seiten ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen und Engagement. Die Teilnehmer*innen veranstalten jeden Monat einen Sprint-Review und tracken ihre Tasks mit JIRA. Eine der Herausforderungen für die Projektgruppe besteht darin, die großen PLM-Vendoren zur Mitarbeit zu bewegen und dadurch die Projektergebnisse schneller in die industrielle Praxis zu überführen.
Das Datenmodell soll im laufenden Jahr um Domänen wie Validierung & Verifikation (V&V) erweitert und anhand von Testdaten aus dem Mars Rovers oder dem Boeing Stratoliner verprobt werden. Außerdem will die Projektgruppe Manifest-Ansätze wie die SmartSE-, MoSSEC-, AAS-Initiativen und Konfigurationsmanagementuntersuchen, um das DDP-Datenmodell durch Artefakte aus diesen Standards zu ergänzen. Es soll dann in einem neuen Release der Empfehlung veröffentlicht werden. Um den Weg für den industriellen Einsatz des DDP zu ebnen, will die Projektgruppe den Reifegrad von Datenmodell und Demonstratoren weiter erhöhen.
„Die Projektgruppe DDP hat ihre Ziele im Jahr 2022 vollständig erreicht und hervorragende Ergebnisse erzielt. Das verdanken wir natürlich in erster Linie unserer super Teamarbeit und dem großen Engagement unserer Mitglieder. Es ist aber auch das Resultat unserer agilen Arbeitsweise.“
„Wir hoffen, dass das Engagement der Mitglieder weiterhin so hervorragend bleibt. Alle sollen praktische Erfahrungen mit DDP sammeln können. Für das laufende Jahr haben wir uns vorgenommen, weitere Anwender-Unternehmen und Vendoren auf dem Weg zur Industrialisierung mitzunehmen und die Zusammenarbeit mit Partner-Arbeitsgruppen zu intensivieren.“