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prostep ivip Symposium 2023

Nachhaltigkeit dank digitaler Transformation

Darmstadt, Mai 2023

Der prostep ivip Verein feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag und sein schönstes Geschenk war das gute Gelingen des prostep ivip Symposiums. Mehr als 650 Menschen kamen ins ICS nach Stuttgart, um sich über die Wechselwirkung von digitaler Transformation und Nachhaltigkeit zu informieren, bestehende Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen. Die begleitende Ausstellung war mit 41 Softwarehäusern und Dienstleistungsunternehmen komplett ausgebucht. Daran lässt sich ablesen, dass das weltweit größte, herstellerunabhängige Treffen der PLM-Branche auch nach der Pandemie nichts von seiner Attraktivität eingebüßt hat.

"Pioneering Digital Transformation for Sustainable Systems” lautete das Motto des Symposiums, das sich längst nicht mehr nur mit dem Product Lifecycle Management beschäftigt. Vier Keynotes, 45 Vorträge und sechs Workshops boten eine Fülle an Informationen über die aktuellen Trends auf dem Gebiet der digitalen Produktentwicklung, aber auch der digitalen Produktion. Zahlreiche Industrievertreter berichteten, vor welchen Herausforderungen sie beim Aufbau von Digital Thread und Digital Twin, der Implementierung des Model-based Systems Engineerings (MBSE), der Integration der Software-Entwicklung in die PLM-Prozesse oder der Nutzung der Künstlichen Intelligenz (KI) im Engineering stehen.

Der Vorstand des Vereins hat sich zum Ziel gesetzt, dem Publikum mehr Interaktion zu bieten, um das Symposium gerade für jüngere Leute attraktiver zu machen. Eine der Neuerungen in diesem Jahr waren vier Expert Corners, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Themen wie Nachhaltigkeit, Künstliche Intelligenz oder Software im Produkt mit ausgewiesenen Fachleuten diskutieren konnten. Außerdem vergab der Verein erstmals einen Start-Up-Award an junge Unternehmen, die sich in einem „Elevators Pitch“ dem Publikum vorstellen konnten. Der Preis ging mit deutlicher Mehrheit an die SPREAG GmbH, die eine Lösung zur intelligenten Verlinkung von Engineering-Daten entwickelt.

Hauptsponsoren des diesjährigen Symposiums waren Automobilhersteller VW und PLM-Hersteller Siemens Digital Industries Software. In ihren spannende Keynotes unterstrichen sie die Bedeutung der Digitalisierung für die Entwicklung nachhaltiger Produkte und machten zugleich deutlich, dass die Herausforderungen nicht im Alleingang zu bewältigen sind. „Die Digitalisierung über den Produktlebenszyklus ist der Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit, weil 80 Prozent der Umwelteinflüsse bereits in der Konzeptionsphase festgelegt werden“, betonte Joe Bohman, SVP Lifecycle Collaboration Software bei Siemens. Er machte an verschiedenen Beispielen deutlich, wie Kunden den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte schon in der Produktentwicklung verbessern konnten. 

Thomas Kamla, Head of Division R&D Strategy, Digitalization, Compliance bei VW und Abdallah Shanti, EVP & CIO IT Regions America erläuterten den Teilnehmenden die technologischen Treiber hinter der umfassenden Systems Engineering-Initiative des Konzerns. Der Automobilhersteller baut nicht nur die Systemarchitekturen seiner Fahrzeuge um, sondern auch seine Organisation und Prozesslandschaft, um in der Produktentwicklung schneller zu werden. „Das Ganze kann aber nicht ohne die Hilfe unsere Zulieferer und Softwarepartner gelingen“, sagte Shanti. „Deshalb sind wir heute hier.“

Das Systems Engineering ist eine der „Never Ending Stories“ auf dem Symposium. Auch in diesem Jahr gab es dazu eine Reihe von Vorträgen. Unter anderem erläuterten Referenten von Mercedes-Benz und BHC den Teilnehmenden, wie weit die Implementierung in der Organisation gediehen ist und wie das Unternehmen den Reifegrad des Systems Engineerings misst. Ein Vertreter von Daimler Truck berichtete, was sich der Nutzfahrzeughersteller von einem funktionsorientierten und systemgestützten Entwicklungsprozess verspricht. Außerdem wurde auf dem Symposium eine Studie zur SysML-basierten Kollaboration in unternehmensübergreifenden Wertschöpfungsnetzen vorgestellt, der zufolge der Austausch von Systemmodellen nach wie vor eine große Hürde beim MBSE ist.

Fortschritte gibt es bei der Schaffung gemeinsamer nutzbarer Datenräume für die Automobilindustrie. In den Vorträgen zu Catena-X wurde zum einen ein Semantic Layer vorgestellt, der es ermöglicht, die gemeinsam zu nutzenden Daten in einer für alle verständlichen Form bereitzustellen, so dass man sie auch leicht wieder auffinden kann. Standardisierte Datenmodelle, die Format und Inhalte für einen bestimmten Use Case vorgeben, stellen außerdem sicher, dass der Dateneigner die Souveränität über seine Daten behält.

Industrie 4.0 und digitale Produktion sind seit Jahren gesetzte Themen auf der Agenda des Symposiums. In diesem Jahr hielten unter anderem Vertreter von Läpple und ASCon einen interessanten Vortrag über die KI-basierte Optimierung von Produktionslinien. Der Automobilhersteller hat dadurch nicht nur die Ausschussrate halbiert, sondern auch den Wartungsaufwand deutlich reduziert.

Traditionell geben die Projektgruppen des Vereins den Mitgliedsunternehmen auf dem Symposium einen Überblick über ihre Arbeitsfortschritte. Unter anderem präsentierte die Projektgruppe ICF (Integrated Collaboration Framework) ihre Ergebnisse, die in die Recommendations eingeflossen sind. Sie stehen den Mitgliedern auf der Homepage des Vereins zur Verfügung. Die Arbeit der ICF-Projektgruppe wird künftig von der neuen Projektgruppe CDT (Collaborative Digital Twin) fortgeführt.

Im Rahmen der festlichen Abendveranstaltung ernannte der Vorstand des Vereins Dr. Andreas Burkhardt (Küster) zum Ehrenmitglied. Damit würdigte der Verein seiner langjährigen aktiven Rolle in der Projektarbeit und seine Verdienste um die SE-Checkliste. Außerdem wurde Jean-Yves Delaunay (Airbus) zum Ehrenmitglied ernannt. Er hat sich vor allem um die Zusammenarbeit des Vereins mit der amerikanischen PDES Inc. und der AFNeT Association bei internationalen Standardisierungsvorhaben verdient gemacht. Ein weiteres Highlight der Abendveranstaltung war die Verleihung der Scientific Awards an den wissenschaftlichen Nachwuchs. Den Preis für die beste Masterarbeit erhielt Niklas Hildebrandt. In seiner Arbeit suchte er nach Wegen, wie sich Stücklisten und Arbeitspläne schneller erzeugen lassen. Ein Scientific Award für die beste Doktorarbeit wurde in diesem Jahr nicht verliehen. Dafür soll es im nächsten Jahr zwei Preisträger geben.

Wann und wo das Symposium im nächsten Jahr stattfinden wird, steht noch nicht genau fest. Sicher ist aber, dass PLM-Hersteller PTC einer der beiden Hauptsponsoren sein wird, und dass das Thema Nachhaltigkeit wieder ganz oben auf der Agenda stehen wird.