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prostep ivip Symposium 2020 goes virtual - ein voller Erfolg!

Darmstadt, September 2020 - Die neue Normalität hat auch das prostep ivip Symposium 2020 ereilt. Zum ersten Mal in 23. Jahren fand das weltweit größte, herstellerunabhängige Treffen der PLM Community als reine...

Darmstadt, September 2020 - Die neue Normalität hat auch das prostep ivip Symposium 2020 ereilt. Zum ersten Mal in 23. Jahren fand das weltweit größte, herstellerunabhängige Treffen der PLM Community als reine Online-Veranstaltung statt. Dem Interesse am Informationsaustausch über die aktuellen Trends der digitalen Produktentwicklung und Fertigung tat das keinen Abbruch – im Gegenteil: Zeitweise folgten mehr als 1.000 Teilnehmer den Live-Vorträgen. Themenschwerpunkte der diesjährigen Agenda waren das Model-based Systems Engineering und die Herausforderungen bei der Systementwicklung mit Blick auf Absicherung und unternehmensübergreifende Kollaboration.

Der gesamte Vorstand des prostep ivip Vereins versammelte sich zum Auftakt des Symposiums auf der Bühne des improvisierten Studios im ICS in Stuttgart, von dem aus die Online-Veranstaltung professionell moderiert wurde, um die Teilnehmer zu begrüßen. Ihr großes Interesse zeigte, dass es richtig war, die Veranstaltung trotz COVID-19 durchzuführen, auch wenn das Networking online zu kurz kam. Das Symposium sei für die Mitglieder des Vereins die wichtigste Plattform, um ihre Fortschritte bei der digitalen Transformation zu teilen und Erfahrungen auszutauschen, betonte der neue Vorstandssprecher Dr. Henrik Weimer. Zentrale Herausforderung dieser Transformation, die sich mit Corona nicht erledigt habe, sei der Übergang vom dokument- zum modellbasierten Arbeiten, ergänzte Prof. Rainer Stark.

Eines der Unternehmen, das die Methoden des Model-based Systems Engineerings (MBSE) eingepflanzt hat und inzwischen die ersten Früchte erntet, ist CLAAS. Der Agrartechnik-Hersteller CLAAS entwickelt neben smart vernetzten Landmaschinen komplette Farm-Management-Systeme. In Partnerschaft mit Systemhersteller Dassault Systèmes hat das Unternehmen ein System Engineering Solution Lab aufgebaut, das als Inkubator dient, um die Anwender an das Thema MBSE heranzuführen. Erfahrene Ingenieure dazu zu bringen, ihr Know-how modellbasiert abzubilden, sei die größte Hürde beim Systems Engineering, sagte Dr. Kai Korthals, Leiter Digital Product Engineering bei dem Agrartechnik-Hersteller. CLAAS und Dassault Systèmes waren die Hauptsponsoren des diesjährigen Symposiums.
Das Online-Format des Symposiums trug dazu bei, dass der Verein in diesem Jahr viele internationale Referenten gewinnen konnte. So stellte Taro Shimada, CEO von Toshiba Digital Solutions, gemeinsam mit Dai Araki einen interessanten Ansatz für die Integration verschiedener Simulationsarten beim Design von automobilen Systemen vor, der auch in einer verteilten Umgebung funktioniert. Junichi Matsudarai von der Powertrain-Division des japanischen Automobilherstellers Toyota erläuterte die Herausforderungen bei der Entwicklung neuer Antriebsstränge, bei der digitale Modelle unter Nutzung von realen Testdaten simuliert werden. Eine davon ist das konsistente Management der Daten, die in unterschiedlicher Reife und Qualität mit unterschiedlichen IT-Systemen verwaltet werden.

Simulationen und virtuelle Prototypen spielen gerade für die Absicherung autonomer Fahrfunktionen eine wichtige Rolle. Um die Nachverfolgbarkeit (Traceability) der Ergebnisse sicherzustellen, müssen die Simulationsprozesse besser mit anderen Engineering-Domänen wie dem Anforderungsmanagement oder dem Test-Engineering verknüpft werden, sagte Hans-Martin Heinkel (Robert BOSCH GmbH). Zusammen mit Dr. Steven Vettermann (PROSTEP AG) erläuterte er den Teilnehmern den Lösungsansatz, den die deutsche Industrie im Rahmen des Forschungsprojekts SET Level für die system- und domänenübergreifende Traceability entwickelt.

Der Aufbau einer verteilten Simulationsumgebung über Unternehmensgrenzen hinweg ist nicht nur ein technisch-organisatorische, sondern auch eine kulturelle Herausforderung, wie René Te-Strote (BMW Group) am Beispiel der Kooperation mit BMW Brilliance Automotive (BBA) erläuterte. Das Joint Venture entwickelt Fahrzeuge für den chinesischen Markt und erhält dafür Entwicklungs- und Simulationsdaten von BMW. Die Zusammenarbeit setze Vertrauen voraus, das nur durch persönliche Kontakte aufgebaut werden könne, betonte Te-Strote.

Offene Standards tragen maßgeblich dazu bei, die Kommunikation und Kollaboration über Unternehmensgrenzen zu vereinfachen, wie der Vortrag von Stephen Collins (Anark Corp.) und Ed Dreyer (The Boeing Company) deutlich machte. Boeing nutzt die Visual Content Management-Lösung von Anark, um Zulieferern und Service-Partnern 3D-Produktdaten in Neutralformaten zur Verfügung zu stellen. Außerdem unterstützt das Unternehmen den Flugzeughersteller bei der Erzeugung von interaktiven 3D-Anleitungen für den Einbau der Kabelstränge in allen Flugzeug-Programmen. Ziel der Digital Thread-Strategie von Boeing sei die durchgängige Nutzung digitaler Informationen über die gesamte Wertschöpfungskette, sagte Dreyer.
Abgerundet wurde das Programm des Symposiums durch Vorträge über Projekte der verschiedenen Arbeitsgruppen des Vereins. Sie beschäftigen sich unter anderem mit der Vereinheitlichung der Arbeitsprozesse im Systems Engineering, mit dem Ziel, die interdisziplinäre und unternehmens-übergreifende Zusammenarbeit zu verbessern. Das CDLC Forum (Cross Domain Lifecycle Collaboration) hat dafür Use Cases definiert und zusammen mit den Systemherstellern Aras, Contact Software und PTC erste Demonstratoren entwickelt. Die Arbeit soll nun im neuen ICD Forum (Interdisciplinary Collaboration Framework) fortgesetzt werden.

Im Rahmen des Online-Symposiums wurden außerdem die Scientific Awards des Vereins für den wissenschaftlichen Nachwuchs verliehen. Den mit 4.000 Euro dotierten Preis für die beste Doktorarbeit erhielt Dr. Christian Buchholz von der TU Berlin. In seiner Arbeit untersuchte er, wie sich die Bedienbarkeit von Fahrerassistenzsystemen mittels eines hybriden Prototyps am Fahrsimulators frühzeitiger und umfassender testen lässt. Durch den hybriden Ansatz seien deutlich weniger Controllability-Tests am realen Fahrzeug erforderlich, sagte Buchholz.

Sein Vortrag und alle anderen Vorträge stehen Interessenten auf dem Youtube-Kanal des prostep ivip Vereins zur Verfügung.

Der Vereinsvorstand hofft, die Teilnehmer beim nächsten Symposium wieder persönlich begrüßen zu können. Es soll am 5. und 6. Mai 2021 im ICS in Stuttgart stattfinden.